Kosmetik selber machen ist „in“ und man findet immer mehr DIY Rezepte dafür. Doch spricht wirklich so viel dafür, Kosmetik selber zu machen? Wir haben ein paar Thesen unter die Lupe genommen.
Überall im Internet findet man Rezepte für Kosmetik zum Selber machen. Immer alles ganz einfach, ganz schnell zu machen usw. Doch ist es wirklich so easy peasy? Oder gibt es nicht vielleicht doch ein paar Dinge zu beachten?
Theoretisch ist es wirklich recht simpel. In der Praxis sollte man aber doch auf einiges achten. Wir haben mal ein paar Thesen bzw. Behauptungen unter die Lupe genommen.
These 1: Man kennt alle Inhaltsstoffe
Grundsätzlich kann man dieser These nicht widersprechen, denn wer alle Zutaten selber in den Topf wirft, weiß auch, was drin ist. Allerdings steckt hier der Teufel sehr schnell im Detail. Solange man einfache Produkte wie Badesalz, Gesichtsmaske o.ä. rührt, kommt man auch mit einfachen Zutaten aus.
Wird es allerdings etwas komplexer und man benötigt Tenside, Emulgatoren oder Konservierungsmittel, muss man schon wieder genauer hinschauen. Diese bestehen schnell aus einem Mix verschiedener Komponenten. Welche genau das sind, erfährt man nur, wenn man sich die INCI-Liste genau anschaut.
Genau dieser letzte Punkt gilt aber auch bei gekaufter Kosmetik. Bei dieser kann man ebenfalls sehr schnell herausfinden, was drin ist, indem man die INCI-Liste studiert. Für viele besteht hier allerdings die Hürde, dass sie diese nicht verstehen.
Hier hilft dann nur, sich einzulesen und mit den verschiedenen Begrifflichkeiten vertraut zu machen. Das Gleiche gilt aber auch, wie oben bereits erwähnt, für diverse Komponenten beim Selbermachen, denn sonst kann es schnell passieren, dass man auf einmal einen Inhaltsstoff in der selbstgemachten Kosmetik drin hat, den man eigentlich lieber meiden möchte, denn bei weitem nicht alle Rohstoffe, die es zu kaufen gibt, sind beispielsweise für Naturkosmetik zugelassen bzw. zertifiziert.
These 2: Selber rühren ist nachhaltiger
Diese These kann man gar nicht so ohne weiteres mit „ja“ oder „nein“ beantworten, da hier einfach so viele Aspekte einfließen, die Einfluss darauf haben, wie nachhaltig ein Produkt letzten Endes ist.
Bei einfachen Kosmetikprodukten, wie beispielsweise einer einfachen Bodybutter, wie ich sie hier schon einmal vorgestellt habe, bei der man die Zutaten leicht vor Ort ohne Plastikverpackungen bekommt, ist das selber rühren auf jeden Fall die nachhaltigere Lösung.
Werden die Produkte aber komplexer, kommt man in der Regel nicht umhin, sich die einzelnen Rohstoffe im Internet zu bestellen, die je nach Shop durchaus auch in Plastikverpackungen geliefert werden. Also selbst wenn man sich am Ende daraus ein festes Shampoo rührt, kommt man nicht komplett ohne Plastik aus.
Hinzu kommt das Problem der Gebindegrößen und Haltbarkeit. Schafft es man es wirklich, alle bestellten Rohstoffe rechtzeitig aufzubrauchen oder wirft man am Ende möglicherweise immer Reste weg? Gerade wenn man noch am Anfang ist und die optimalen Rohstoffe für den eigenen Haut- oder Haartyp sucht, kann sicher der ein oder andere Fehlgriff dabei sein.
Auch Fehlschläge beim selbstgerührten Produkt sind natürlich nicht auszuschließen, so dass man gegebenenfalls das misslungene Produkt wegkippen muss. Gleiches gilt, wenn man das Produkt nicht schnell genug aufbrauchen kann, denn selbstgerührte Kosmetik ist nicht so lange haltbar wie gekaufte (unten mehr dazu).
Natürlich stehen dem auch Fehlkäufe bei gekaufter Kosmetik gegenüber. Insgesamt würde ich aber sagen, dass selber rühren nicht zwangsläufig nachhaltiger ist, es aber durchaus sein kann. Es kommt sehr darauf an, welche Inhaltsstoffe man verwendet, wieviel Kosmetik man selbst macht, bei welchem Shop man einkauft usw. Man hat also letzten Endes selbst einen großen Einfluss darauf, ob das Selbermachen nachhaltiger ist oder nicht.
These 3: Kosmetik selber rühren ist nicht schwer
Selbstverständlich ist Kosmetik selber machen kein Hexenwerk und jeder, der eine Mahlzeit aus verschiedenen Zutaten kochen kann, kann grundsätzlich auch seine Kosmetik selbst rühren. Mittlerweile finden sich in Büchern oder im Internet Unmengen an bewährten Rezepten, die schnell nachgemacht sind.
Wenn man sich damit zufrieden gibt, ist Kosmetik selber machen wirklich nicht schwer. Spannend wird es hingegen, wenn man sich auf eigene Pfade begeben möchte, z.B. weil man einen Inhaltsstoff im Rezept nicht mag oder nicht verträgt und ihn austauschen möchte. Oder wenn man seine ganz eigenen Kreationen entwickeln möchte.
Auf einmal müssen Sachen beachtet werden, wie pH-Wert der selbstgerührten Creme, weil der Konservierer sonst nicht wirkt oder Anteil der Wasserphase, um den passenden Emulgator zu finden usw. Auch benötigen viele Emulgatoren einen bestimmten pH-Wert um die Phasen zuverlässig miteinander zu verbinden. Wer sich dann nicht ausgiebig mit der Materie beschäftigt, rechnet, misst, abwiegt usw., wird wohl schnell frustriert sein, weil das Endergebnis nicht den Erwartungen entspricht.
Aber auch die bereits vorgegebenen Rezepte im Internet sind durchaus mit Vorsicht zu genießen. So finden sich immer wieder Rezepte ohne Konservierungsmittel, obwohl eine Wasserphase enthalten ist. Solche Kosmetika halten nur wenige Tage und auch nur, wenn man sie im Kühlschrank aufbewahrt. Weiß man solche Dinge nicht, kann man sich schnell richtige Hautprobleme herbei cremen, wenn die wunderbar selbst gerührte Creme oder das selbst gemischte Gesichtswasser bereits stark verkeimt sind.
Daran sieht man, dass das Selberrühren von Kosmetik zwar vielleicht grundsätzlich nicht schwer ist, man sich aber doch ausgiebig mit der Thematik auseinander setzen sollte, insbesondere, wenn man sich an kompliziertere Sachen heran wagen möchte.
These 4: Selbstgemachte Kosmetik ist besser für die Haut
Auch diese These kann leider nicht so ohne weiteres mit „stimmt“ oder „stimmt nicht“ beantwortet werden. Natürlich hat das Selbermachen von Kosmetik den Vorteil, dass man das Endprodukt komplett auf die Bedürfnisse der eigenen Haut abstimmen kann. Dies kann ein gekauftes Produkt in dieser Form nie bieten.
Gerade bei Problemen mit Unverträglichkeiten und Allergien kann man viel stärker darauf eingehen und die problematischen Inhaltsstoffe weglassen. Bei gekaufter Kosmetik muss man hingegen ganz genau die INCI-Listen studieren und kann immer noch Probleme haben, ein geeignetes Produkt zu finden, wenn Unverträglichkeiten gegen sehr verbreitete Inhaltsstoffe bestehen (z.B. gegen Aloe Vera).
Außerdem kann man unnötige Zusatzstoffe, günstige Füllstoffe usw. beim Selbermachen ganz einfach weglassen oder durch hochwertigere Inhaltsstoffe austauschen. Insofern ist selbstgemachte Kosmetik tatsächlich besser für die Haut.
Allerdings lässt sich das Thema nicht komplett darauf reduzieren, denn es gibt auch einiges zu beachten, will man der Haut auf Dauer mit der selbstgemachten Kosmetik nicht eher schaden als nützen.
So ist das Thema Hygiene nicht zu unterschätzen. In Naturkosmetikunternehmen gibt es zur Herstellung und Abfüllung von Kosmetik spezielle Reinräume, die nur in Schutzkleidung und nach Desinfektion betreten werden dürfen. Natürlich hat niemand von uns zu Hause derartige Möglichkeiten und schon gar nicht das dafür nötige Equipment.
Trotzdem sollte Hygiene immer groß geschrieben werden. Man erreicht schon viel, wenn man Rührgerät und Tiegel mit Alkohol desinfiziert, Einmalhandschuhe und ggf. einen Mundschutz trägt und natürlich so sauber wie möglich arbeitet.
Aber egal wie hygienisch man arbeitet, selbst hergestellte Kosmetik ist trotzdem nicht so lange haltbar wie gekaufte. Will man seiner Haut auf Dauer nicht schaden, sollte man dies immer beachten.
Hinzu kommt noch das oben bereits erwähnte Thema Konservierung. Ohne oder mit zu geringer Konservierung kann ein Produkt ebenfalls schnell verkeimen und ernsthafte Probleme mit der Haut nach sich ziehen.
Will man sich mit all diesen Themen nicht auseinander setzen, ist gekaufte Kosmetik wahrscheinlich der bessere Weg, denn für diese gibt es Regelungen bezüglich Konservierung und Haltbarkeit.
Ansonsten kann selbstgemachte Kosmetik durchaus besser für die Haut sein, da man sie viel individueller auf die eigenen Bedürfnisse ausrichten kann, als es ein fertiges Produkt jemals könnte.
These 5: Selbstgemachte Kosmetik ist günstiger
Betrachtet auf den reinen Rohstoffeinsatz für das Endprodukt kann diese These wahrscheinlich fast immer mit „stimmt“ beantwortet werden. Dabei wird aber nicht beachtet, dass man ggf. Equipment anschaffen muss, man einen gewissen Grundbestand an Rohstoffen aufbauen muss, möglicherweise Fehlschläge hat, die man hinterher entsorgen muss usw.
Also auch hier gilt: selbstgemachte Kosmetik kann durchaus günstiger sein als gekaufte, muss es aber nicht zwangsläufig, da dies von verschiedenen Komponenten abhängt. Wer sehr viel selber macht und immer alle Rohstoffe aufbraucht, wird auf Dauer mit dem Selbermachen wahrscheinlich wirklich günstiger fahren.
Fazit: Selber machen Ja oder Nein?
Wie man an den oben gestellten Thesen und ihrer Bewertung sehen kann, ist auch beim Thema Selberrühren die Welt nicht so einfach schwarz und weiß, sondern hat viele verschiedene Schattierungen und Grautöne.
Wer keine Zeit und Lust hat, sich ausführlich mit der Thematik Inhaltsstoffe, Konservierung usw. auseinander zu setzen, ist mit gekaufter (zertifizierter) Naturkosmetik wahrscheinlich besser beraten. Die ein oder andere Gesichtsmaske für den sofortigen Gebrauch kann man sich ja trotzdem zwischendurch mal selber machen (z.B. meine Detox-Heilerdemaske).
Aber auch wenn das Selbermachen von Naturkosmetik vielleicht nicht ganz so einfach ist, wie an mancher Stelle dargestellt, macht es doch trotzdem viel Spaß und man kann sehr viel über Inhaltsstoffe und ihre Wirkweisen lernen. Dieses Wissen hilft einem letztlich auch wieder beim Einkauf von nicht selbstgemachter Kosmetik.
Ich selbst habe vor einigen Jahren bereits sehr viel Kosmetik selber gemacht und habe mittlerweile wieder große Lust dazu. Natürlich werde ich meine bewährten Rezepte gern mit euch teilen. Ihr könnt euch also schon auf einige DIY-Beiträge freuen, vielleicht bekommt ihr ja Lust, sie dann selber einmal auszuprobieren.
Hallo Michaela,
Ein toller Bericht!
Kosmetik selber machen finde ich als Mitbringsel immer mal ganz nett.
Allerdings kann man gar nicht so hygienisch arbeiten, wie die Firmen in ihren Reinräumen.
Man muss also immer nur winzige Mengen zubereiten, die schnell aufgebraucht werden.
Der zeitliche Aufwand wäre mir für regelmäßiges Selbermixen zu hoch.
Die frischen Zutaten immer wieder neu zu kaufen geht ja dann auch ins Geld.
Da ich eh Naturkosmetik verwende und auf gewisse Inhaltsstoffe achte, fahre ich mit fertig gekauften Produkten auch ganz gut.
Herzliche Grüße,
Annette
Ich halte Kosmetik selbst machen für schwierig. Zum Beispiel Sonnenschutz möchte ich niemals selbst machen, da ich gar keine Testgeräte zu Hause habe um den Lichtschutzfaktor zu testen.
Liebe Grüße
Nancy :)
Hey,
ich fange gerade erst an, mich in das Thema DIY Kosmetik einzulesen, aber finde, der erste Punkt ist für mich der Wichtigste. Heutzutage verliert man einfach sehr schnell den Überblick, was eigentlich genau drin ist. Auch die 1000 verschiedenen Siegel helfen nur bedingt.
Grüße und danke für die informativen Inhalte
Emily