Wie erkennt man Mikroplastik in Kosmetik und wie findet man Alternativen?

Ok, ich gebe es zu, die Überschrift ist etwas reißerisch. Aber letztlich ist es mehr oder weniger genau die Frage, die man sich stellen sollte, da davon eine nicht zu unterschätzende Gefahr für uns und unsere Umwelt ausgeht.

Fangen wir aber mal ganz von vorn an: Woraus besteht Lego? Genau, aus Kunststoff, im Volksmund auch „Plastik“ genannt. Im Lexikon von Chemie.de findet man folgende Definition:

„Als Kunststoff (ugs. Plastik oder Plaste) bezeichnet man einen Festkörper, dessen Grundbestandteil synthetisch oder halbsynthetisch erzeugte Polymere mit organischen Gruppen sind.“

Was bedeutet das konkret? Kunststoffe werden aus Erdöl hergestellt – einer Ressource, bei der schon seit Jahrzehnten klar ist, dass sie irgendwann aufgebraucht sein wird. Also sollten wir bestrebt sein, möglichst wenig davon zu verbrauchen. Leider ist aber genau das Gegenteil der Fall. Immer mehr Produkte bestehen aus Plastik. Zwar gibt es zunehmend Bestrebungen, dies einzudämmen, z.B. durch den Verzicht auf Plastiktüten im Einzelhandel und auch viele Konsumenten versuchen, nachhaltiger einzukaufen, um weniger Plastik entsorgen zu müssen. Doch was nützt das alles, wenn wir mit unserer täglich genutzten Kosmetik (Duschgele, Zahnpasta usw.) jede Menge Plastik konsumieren und dann durch den Abfluss jagen? Und nein, ich meine damit nicht die Verpackungen (die sicher auch ein Problem sind), sondern tatsächlich die Produkte in den Packungen.

Bereits seit 2014 gibt es eine freiwillige Selbstverpflichtung der Kosmetikhersteller in Deutschland, auf Mikroplastik in ihren Produkten zu verzichten. Die Realität sieht aber leider ganz anders aus, wie ich selbst kürzlich erst an den Duschgelen von Nivea exemplarisch feststellen musste. Noch immer stecken in unzähligen Produkten Mikroplastikbestandteile.

Was sind die konkreten Gefahren von Mikroplastik?

Im Rahmen des Verbots der kostenlos angebotenen Plastiktüten im Einzelhandel haben sicher viele die Problematik mitbekommen: Unmengen an Plastik gelangen tagtäglich in unsere Meere. Meereslebewesen können sich in ihnen verheddern und gehen dann oft grausam zu Grunde. Außerdem wird dieser Müll von vielen Fisch- und Vogelarten, aber auch Walen und Delfinen gefressen.

Nun könnte man sich natürlich fragen, wo genau das Problem mit Mikroplastik ist, denn darin wird sich wohl eher kein Fisch oder Vogel verfangen. Leider neigen Mikroplastikpartikel aber dazu, Schadstoffe zu binden. Diese werden dann von Mikroorganismen aufgenommen, welche wiederum von Fischen gefressen werden, die am Ende der Kette auch auf unseren Tellern landen. Im Verlauf der Nahrungskette reichern sich diese Schadstoffe also immer weiter an und werden dadurch auch für den Menschen zum Problem.

Nun könnte manch einer sagen: „Ich esse aber gar keinen Fisch, wieso ist das also mein Problem?“ Da für die Düngung der Felder unter anderem auch Klärschlamm benutzt wird, in dem sich ebenfalls Mikroplastik befindet, gelangt dieses auf die Felder und damit praktisch überall hin. So wurde Mikroplastik z.B. auch schon in Meersalz festgestellt.

Durch Mikroplastik und die daran gebundenen Schadstoffe entsteht wahrscheinlich ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Bei Meerestieren wurden physiologische Störungen, Geschwüre und erhöhte Sterberaten festgestellt. Zu den Auswirkungen beim Menschen gibt es leider bisher keine Studien, aber es ist naheliegend, dass die Auswirkungen für uns ganz ähnlich aussehen.

Was kann ich als Verbraucher tun?

Das Bundesumweltamt gibt in seinem Beitrag „Müll im Meer“ bereits viele wertvolle Tipps, was jeder Einzelne von uns tun kann, um die Menge an Mikroplastik, die in unseren Meeren landet, zu reduzieren.

Der, wie ich finde, am allereinfachsten und schnellsten umzusetzende ist dabei der Verzicht auf Kosmetika, die Mikroplastik enthalten. Wieso das so einfach ist? Weil es jede Menge Alternativen gibt, die kein Mikroplastik enthalten.

Der Vorteil dabei ist zusätzlich: wenn die Hersteller merken, dass immer mehr Verbraucher verstärkt auf Mikroplastik achten und Produkte bewusst nicht kaufen, die dieses enthalten, haben sie ebenfalls einen Anreiz, diese Bestandteile aus ihren Produkten zu verbannen. Ich denke, dies bringt auf jeden Fall mehr als eine freiwillige Selbstverpflichtung, wenn der Gesetzgeber sich schon nicht in der Lage sieht, hier einen Riegel vorzuschieben.

Wie erkenne ich Mikroplastik?

Leider ist es nicht ganz so einfach, Mikroplastik zu erkennen, da es sich hinter vielen verschiedenen Bezeichnungen versteckt. Am geläufigsten ist den meisten wahrscheinlich Polyethylen (PE). Es gibt aber auch noch weitere:

  • Polypropylen (PP)
  • Polyethylenterephthalat (PET)
  • Nylon-12
  • Nylon-6
  • Polyurethan (PUR)
  • Acrylates Copolymer (AC)
  • Acrylate Crosspolymer (ACS)
  • Polymethyl methacrylate (PMMA)
  • Polyacrylate (PA)
  • Polystyrene (PS)
  • Polyquaternium (P)

Sobald man einen dieser Inhaltsstoffe in der INCI-Liste findet, sollte man das Produkt ganz schnell wieder zurück ins Regal stellen.

Wer sich diese Liste nicht merken kann oder mag, dem empfehle ich die kostenlose App von Codecheck. Damit kann man schnell den Barcode scannen und hat schnell eine Rückmeldung über die Inhaltsstoffe (auch über sonstige bedenkliche Inhaltsstoffe).

Außerdem gibt es beim BUND eine Liste mit Produkten, die Mikroplastik enthalten. Hier kann man feststellen, dass auch in vielen Produkten, die sich als „naturnah“ verkaufen, Mikroplastik enthalten ist (z.B. The Body Shop, Yves Rocher, Kneipp, Frosch, Caudalie).

Welche Produkte kann ich unbedenklich kaufen?

Wer es sich ganz einfach machen will, kauft einfach zertifizierte Naturkosmetik. Erkennen kann man diese z.B. am NaTrue- oder am BDIH-Siegel.

Außerdem könnt ihr euch natürlich auch Anregungen hier auf dem Blog holen, da ich grundsätzlich nicht nur die Anwendung und Wirkung von Kosmetika betrachte, sondern immer auch die Inhaltsstoffe.

Wer bei konventionellen Produkten bleiben möchte, dem bleibt nur der Blick auf die Inhaltsstoffangabe oder ggf. die oben genannte Codecheck-App.

Weitere Informationen

Wer noch mehr erfahren möchte über Mikroplastik und seine Gefahren, dem empfehle ich folgende Seiten bzw. Dokumente:

3 Kommentare

  1. So ein wichtiges Thema, das leider von den meisten nicht wirklich ernst genommen wird. Wenn ich mir z.B. den Hype um die Balea Einhorndusche ansehe: drin ist Acrylates Copolymer :(
    Ganz lieben Dank fürs Verlinken!
    Liebe Grüße,
    Andrea

  2. Hallo Michaela!
    Ich finde es sehr schade, dass man an all diese Informationen nicht leichter rankommt. Aluminium in Deos wurde auch erst nach vielen Jahren zu einem allbekannten No-Go für Konsumenten. Das mit dem Mikroplastik wird wohl noch eine Weile dauern.
    Hypes um Kosmetika kann ich sowieso nicht nachvollziehen. Ich arbeite in einer Drogerie und bin immer wieder erstaunt, wie gut sich z.B. die Bilou Duschschäume verkaufen (wo im Grunde auch nichts gscheites drin ist).

    Liebe Grüße, Daniela

    • Hallo Daniela,
      das Problem ist, dass die meisten sich gar nicht mit dem Thema Inhaltsstoffe auseinander setzen. Deswegen finde ich es gut, dass gerade das Thema Mikroplastik auf vielen Kanälen immer wieder angesprochen wird.

      LG Michaela

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