Was sind die Trends in der Naturkosmetik und was können wir in Zukunft noch erwarten? Ist Naturkosmetik eigentlich noch immer ein Nischenprodukt? Einmal genauer hingeschaut:
Als ich Anfang 2010 begonnen habe, hier über Naturkosmetik zu schreiben, gab es noch eine recht überschaubare Anzahl an Herstellern, die man zumeist auch nur in Fachgeschäften oder im Internet zu kaufen bekam. Mein diesjähriger Besuch auf der Vivaness und auch das Beautypress Naturkosmetik Bloggerevent haben mir aber sehr deutlich vor Augen geführt, wie viel sich in den letzten Jahren im Naturkosmetiksektor getan hat. So hatte ich es mir neben der Sichtung von Neuheiten auch zur Aufgabe gemacht, genau zu schauen, welche Trends im Bereich der Naturkosmetik aktuell auszumachen sind und wohin sich der Markt insgesamt entwickelt.
Naturkosmetik hat die Nische längst verlassen
Schaut man sich mal ein paar Statistiken an, wird ziemlich schnell klar, dass die Naturkosmetik die Nische längst verlassen hat. Naturkosmetik ist aktuell der Wachstumstreiber im Kosmetikbereich und erzielt jährlich ein zweistelliges Wachstum. Der Marktanteil von Naturkosmetik liegt in Deutschland zwischenzeitlich bereits bei 9,7 Prozent. Nahezu 40% der Naturkosmetik wird dabei allerdings über klassische Drogeriemärkte verkauft. Der Anteil der Eigenmarken dürfte demzufolge sehr hoch sein.
Doch nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern sowie weltweit ist Naturkosmetik zunehmend beliebt und die Wachstumsraten liegen teilweise sogar höher als in Deutschland. Dennoch bleibt Deutschland noch immer der größte europäische Markt für Natur- und Biokosmetik.
Kein Wunder also, dass auch immer mehr konventionelle Hersteller hier mitmischen wollen. Entweder geschieht dies durch Zukauf von Marken oder durch eigene neue Marken. Aber auch neue Hersteller von Naturkosmetik sprießen förmlich aus dem Boden. So waren bspw. auf der diesjährigen Vivaness Fachmesse für Naturkosmetik 275 Aussteller aus 40 Ländern vertreten und am Neuheitenstand wurden unglaubliche 182 Produkte präsentiert.
Die Konsumenten werden immer sensibler, was das Thema Inhaltsstoffe, Umweltschutz und Ökologie anbelangt. Dies sorgt entsprechend für einen Wachstumsschub in der Branche. Es ist mittlerweile unglaublich viel Bewegung im Markt und alleine deshalb macht es auch so viel Spaß, über das Thema und neue Produkte zu schreiben.
Startups und kleinere Marken
Neue Marken entstehen aktuell nahezu monatlich und auf der Vivaness sagte einer der Gründer einer recht neuen Marke zu uns im persönlichen Gespräch: „Schaut euch um, in fünf Jahren wird mehr als die Hälfte dieser Marken wieder verschwunden sein.“ Er meinte das ganz ernst, ob er damit Recht hat, weiß ich nicht, denn viele der neuen Marken, insbesondere der kleineren Marken, haben den Fokus auf eine klar abgegrenzte Zielgruppe gelegt (z.B. Männer, Teenager, dekorative Kosmetik, unverpackt, selber machen o.ä.). Viele handeln nach dem Motto: Lieber etwas weniger, dafür aber genau das richtig gut machen. Zudem brennen die zumeist jungen Gründer für die Idee, die Firma und die eigenen Produkte. Die Motivation ist riesig und auch das hat man auf der Vivaness richtig gespürt.
Wichtig sind bei einer Marke natürlich immer das Zusammenspiel von Marketing, Präsentation (Packaging), Produkten, Zielgruppe und natürlich auch die Wirksamkeit der Produkte. Ein bisschen Glück und gute Kontakte gehören auch dazu, aber dann glaube ich auch an den Erfolg vieler kleiner Marken.
Dennoch haben auch wir an der einen oder anderen Stelle durchaus schon mal gedacht: ob dieses Konzept wohl aufgeht? Eine Marktbereinigung wird es natürlich immer wieder geben. Die einen gehen und neue Marken kommen wieder hinzu. Auch das macht die jährliche Vivaness und den Markt so spannend, denn es ist so richtig Aufbruchsstimmung und Wandel zu spüren.
Die größeren Marken
Um die größeren Marken mache ich mir grundsätzlich wenig Sorgen, auch wenn einige mitunter auf der Stelle treten und durchaus ein wenig in die Puschen kommen sollten. Was helfen ein bekannter Name und an sich tolle Produkte, wenn das Marketing schläft? Was hilft es Produkte zu launchen, die anderen Herstellern mindestens eine Produktgeneration hinterher hinken, nur um es auch im Sortiment zu haben? Einige der größeren Hersteller ruhen sich ein wenig auf dem vorhandenen Produktportfolio aus und überlassen den Startups das Feld für innovative Ideen. Wie schnell man im Zweifel schlicht überrollt werden kann, hat sich vor einigen Jahren im Mobilfunkmarkt gezeigt, als Nokia der Meinung war, Apple wäre keine wirkliche Konkurrenz.
Andere etablierte Naturkosmetikhersteller bewegen sich hingegen ganz dicht am Markt und sind richtig innovativ. So haben mich auf der Vivaness einige Unternehmen mit strukturellen Neuausrichtungen des Unternehmens und/oder überarbeiteten Produkten ziemlich geflashed. Ein riesiges schlafendes Potenzial kann so geweckt werden. Andere haben ihre Produkte derart weiter entwickelt, dass ich förmlich über die Wirksamkeit überrascht war.
Gleichzeitig gibt es große Unternehmen, die viel ankündigen, aber scheinbar die Produkte nicht auf den Markt bringen. Auf der Webseite steht bei vielen Produkten seit langer Zeit „coming soon“. Dabei klingen Produkte und Idee dahinter richtig gut. Schauen wir mal was 2018 da bringt.
Naturkosmetik wird komplexer
Auffallend ist, dass Naturkosmetik immer komplexer wird. Wo früher Ökoduft und schmierige Konsistenzen durchaus für Naturkosmetik standen, haben die heutigen Produkte überhaupt nichts mehr damit zu tun. Die Produkte der neusten Generationen stehen den Produkten herkömmlicher Hersteller nahezu in nichts mehr nach. Für nahezu jedes Produkt im konventionellen Berecih steht zwischenzeitlich ein gut funktionierendes Naturkosmetik-Pendant zur Verfügung, oftmals auch vegan.
So sind z.B. knallig rote und vegane Lippenstifte auch in der Naturkosmetik inzwischen kein Problem mehr. Die ersten richtig guten Mascaras sind erhältlich. Wo ich vor einigen Jahren noch starke Einschränkungen bei Sonnenmilch und entsprechenden Produkten eingeräumt habe, hat sich mittlerweile richtig viel getan.
Allerdings werden die Produkte auch immer komplexer. Während man früher ein bisschen Quark und ein paar Kräuter zusammengerührt oder ein wenig mit ätherischen Ölen experimentiert hat (vereinfacht formuliert), so werden auch Naturkosmetikprodukte heute aufwändig im Labor hergestellt. Es wird fermentiert, gereinigt, es werden natürliche Substanzen getrennt und ganz viel experimentiert. Es wird aktuell richtig viel getüftelt und weiterentwickelt und ich glaube, wir werden in den nächsten Jahren noch ganz viele positive Überraschungen erleben.
Letztlich ist dies aber auch das, was die Konsumenten wollen und erwarten: wirksame und funktionierende Naturkosmetik, welche die Umwelt nicht belastet und bestenfalls auch noch auf fair gehandelte und ökologisch korrekte Inhaltsstoffe zurückgreift. Der moderne Konsument will bestenfalls keinen Unterschied mehr merken zwischen Naturkosmetik und herkömmlicher Kosmetik. Genau in diese Richtung forschen auch die Hersteller und der Weg geht zunehmend in diese Richtung.
Auch ich freue mich immer wieder über jeden Aha-Effekt. Um ein paar der letzten Jahre zu nennen: komplexere Naturparfums, BB-Cremes, vegane natürliche Lippenstifte, Mascara ohne Pandaeffekt, natürliche funktionierende Deos, hochwirksame Seren und ganz aktuell auch Sonnenschutz. Ich glaube, dass uns insbesondere auch im Bereich des Anti Aging noch ganz viel neue Produkte erwarten.
Naturkosmetik wird verträglicher
Grundsätzlich ist Naturkosmetik sehr gut verträglich und löst nicht mehr Allergien aus, als konventionelle Kosmetik. Aus den verschiedensten Gründen halte ich Naturkosmetik noch immer für die beste Kosmetik, da ich die synthetischen Inhaltsstoffe und teilweise gesundheitlich nicht unbedenklichen Stoffe nicht auf der Haut haben will und deshalb Jahren lieber auf rein natürliche Produkte setze – mit allen Vor- und Nachteilen.
Gleichzeitig wird Naturkosmetik immer besser verträglich, die Anwendung unproblematischer und der Umstieg auf entsprechende Produkte einfacher. Wo früher viele Konsumenten große Probleme hatten von herkömmlicher Kosmetik auf Naturkosmetik umzusteigen, so reagieren viele heute beim abrupten Umstieg weniger stark auf reine Naturkosmetik-Produkte. Zudem muss der Konsument nahezu keine Einschränkungen mehr in Konsistenz, Haptik und Funktion hinnehmen.
Gleichzeitig ist auch ein Trend hin zu reizfreier Naturkosmetik zu beobachten. Bei einigen Herstellern finden sich bereits Produkte ohne ätherische Öle und auch der Anteil von Alkohol als Konservierungsmittel nimmt in vielen Naturkosmetik Produkten ab. Leider findet sich dieser Trend allerdings noch viel zu wenig bei Drogerie- und bei Low-Cost Produkten.
Dennoch setzen sich immer mehr Hersteller intensiv mit den Bedürfnissen und der Sensibilität der Haut auseinander und versuchen dem Konsumenten den Umstieg leichter zu machen. Wie im vorhergehenden Absatz schon ausführlich geschrieben: aktuelle und neue Naturkosmetik wird immer mehr zu einem hochmodernen und komplexem Produkt, bei dem immer weniger Abstriche gemacht werden müssen.
Preisentwicklung bei Naturkosmetik
Insgesamt erkenne ich einen Trend dazu, dass es zunehmend mehr preisgünstige Naturkosmetik am Markt gibt. Das liegt zum einen mit daran, dass aufgrund der höheren Nachfrage die Produkte auch günstiger hergestellt werden können. Zudem tüfteln die Hersteller an massentauglichen Rezepturen. Noch immer ist es aber so, dass Naturkosmetik preislich über vergleichbaren herkömmlichen Produkten liegt, unabhängig vom Preissegment.
Gerade der Markt für Low-Cost Naturkosmetik wächst aufgrund des wandelnden Konsumdenkens der Menschen in Hinsicht auf Umwelt (Stichwort Mikroplastik, …), Inhaltsstoffe (Stichwort Parabene, Silikone, …) und Ökologie (Fair Trade, Bio, …) überproportional.
Richtig gute Produkte haben dagegen weiterhin ihren Preis und das ist auch völlig legitim. Je höher der Anteil an fair gehandelten und ökologisch angebauten Inhaltsstoffen, umso teurer wird nachvollziehbar auch der Preis. Nicht zu unterschätzen sind auch die Entwicklungskosten der inzwischen teilweise recht komplexen Kosmetikprodukte, die sich eben entweder über den Preis (teuer) oder die Masse kompensieren lassen.
Naturkosmetik siedelt sich inzwischen in jedem Preissegment an. Am stärksten vertreten ist dabei der Low-Cost Markt, der durch die Eigenmarken der Drogerien bestimmt wird. Dann gibt es einen sehr starken Markt im mittleren Segment der durch große und etablierte Unternehmen und kleinen Startups bedient wird und der preislich für viele durchaus attraktiv ist. Selbstverständlich gibt es dann auch bei Naturkosmetik einen kleinen und überschaubaren Bereich für Luxusprodukte.
Produktvielfalt und Verfügbarkeit von Naturkosmetik
Die Produktvielfalt bei der Naturkosmetik wächst. Jeder ist heute grundsätzlich in der Lage, die perfekten Produkte für sich zu finden. Oftmals gelingt das nicht von heute auf morgen und es ist entweder Ausprobieren angesagt oder gute Beratung. Aber es ist möglich, der konventionellen Kosmetik komplett Auf Wiedersehen zu sagen. Zu nahezu jedem konventionellen Produkt gibt es heute ein Pendant im Bereich der Naturkosmetik. Einige Jahre zurückblickend war dies noch anders.
So habe ich lange noch herkömmlichen Sonnenschutz oder auch Deos verwendet. Es gab einfach nichts, was wirklich gut funktioniert hat und mich auch in der Anwendung überzeugen konnte. Heute ist das anders, denn auch im Bereich der Naturkosmetik gibt es immer mehr Auswahl und wie oben bereits beschrieben, zunehmend bessere Konsistenzen und komfortablere Anwendungsmöglichkeiten.
Diese Auswahl wird sich meiner Meinung nach in den nächsten Jahren noch deutlich vergrößern. Zudem glaube ich daran, dass immer mehr Naturkosmetikprodukte auch den Weg in den stationären und regionalen Handel finden werden. Ein Trend dazu ist bereits jetzt wahrnehmbar. Gerade auch die klassischen Drogerien listen immer mehr Produkte auch kleinerer Hersteller aus dem Bereich der Naturkosmetik. Ebenso beginnen auch die Lebensmittelläden das eine oder andere Produkt ins Sortiment aufzunehmen und selbst bei den Discountern findet sich mittlerweile Naturkosmetik.
Selbst bei Aldi findet sich inzwischen Naturkosmetik. Der Großteil der Naturkosmetik-Marken im stationären Handel ist dennoch allerdings noch immer über Bioläden, Reformhäuser und spezialisierte Onlineshops zu bekommen. Dazu kommen noch all die kleinen und süßen inhabergeführten Läden, die sich komplett der Naturkosmetik verschrieben haben und bei denen es neben richtig guter Beratung zum Thema (insbesondere wenn man umsteigen will) auch die Marken der kleinen Hersteller und Startups finden kann.
Dass die Naturkosmetik den Weg aus der Nische zum Mainstream gefunden hat, lässt sich auch sehr gut daran erkennen, wie sehr inzwischen auch der herkömmliche Markt kopiert wird. Stichwort „Limited Editions“. Gerade die größeren Hersteller und Discounter bringen jedes Jahr diverse Limited Editions von Duschgel, Shampoo und sonstigen Produkten (z.B. dekorative Kosmetik) auf den Markt, um die Nachfrage insbesondere im Bereich der Drogeriemärkte und großen Biomärkte zu befriedigen. Dies vergrößert die Produktvielfalt und führt dazu, dass man längst nicht mehr über jede Limited Edition berichten kann. Das war früher durchaus anders.
Wer an dieser Stelle noch immer nicht erkannt hat, wie sehr sich die Naturkosmetik weiter entwickelt hat und wie wenig Naturkosmetik heute noch mit alternativen Lebensstil zu tun hat, wird vielleicht von meinem letzten Satz in diesem Absatz überzeugt: Selbst bekannte deutsche Discounter (und damit meine ich nicht die Drogerien) vertreiben inzwischen unter eigenen Labels Naturkosmetik in den Läden, regelmäßig ergänzt durch Saisonartikel.
Die Trends bei der Naturkosmetik
Die Trends in der Naturkosmetik orientieren sich inzwischen ganz stark an den Trends der herkömmlichen Kosmetik. Ich habe aber auf der Vivaness und beim Beautypress Naturkosmetik Bloggerevent durchaus die Augen aufgehalten und einmal geschaut, was die offensichtlichen Trends bei der Naturkosmetik sind, wenn man sich einmal anhand der neuen Produkte, der eigenen Erfahrung durch das Schreiben über Naturkosmetik und anhand der vielen geführten Gespräche auf der Messe orientiert.
K-Beauty
Ganz klar nicht mehr wegzudenken ist auch in der Naturkosmetik der Korea Hype. K-Beauty (Kosmetik aus Korea) ist ganz offensichtlich inzwischen ein Trend im Bereich der Naturkosmetik. Neben den koreanischen Marken wie beispielsweise Whamisa, die mittlerweile auch im deutschen Markt Fuß fassen, greifen auch andere Hersteller diese Themen auf und bieten Gesichtsseifen, Mizellenwasser und Reinigungsöle an. Auch Tuchmasken findet man zwischenzeitlich bei immer mehr Herstellern.
Aktivkohle
Aktivkohle wird gerne auch als magischer Wirkstoff bezeichnet und ist vielen wahrscheinlich als Wirkstoff gegen Magenprobleme oder auch als Filter von Leitungswasser bekannt. Neuerdings ist Aktivkohle auch ein Trend in der Kosmetik, da sie die Haut besonders gründlich reinigen und Zähne weißer machen soll. Immer mehr Produkte kommen auf den Markt und man findet Aktivkohle in erster Linie in Zahnpasta, Peelings und Masken.
Zero Waste, alternative Verpackungen und Müllreduzierung
Nachhaltigkeit und Müllvermeidung und der Verzicht auf Plastik ist für viele inzwischen ein wichtiges Thema. Immer mehr Hersteller im Bereich der Naturkosmetik versuchen ganzheitlich ökologisch und nachhaltig Produkte zu vertreiben. Hierzu zählen Seifen ohne Plastikverpackung, weiter- oder wiederverwendbare Glastiegel oder auch Refill-Systeme. Wo sich Kunststoff nicht vermeiden lässt, gibt es erste Trends in Richtung Biokunststoffe (bspw. aus Zuckerrohr) oder Verpackungen aus recyceltem Plastik.
Beim Druck und bei den Labeln wird immer häufiger auf die Verwendung von Leinfarben oder sonstigen nachhaltigen Druckfarben zurückgegriffen.
Ein positiver Trend der sich meiner Meinung nach in den nächsten Jahren noch verstärken wird.
Reizarme Pflege
Wie oben bereits angerissen, entdecken immer mehr Hersteller von Naturkosmetik auch den Trend der reizarmen Pflege für sich. Immer mehr Produkte werden ohne Alkohol und ohne Duftstoffe angeboten oder zumindest mit einem ganz geringen Anteil. Gerade in diesem Jahr ließen sich auf der Vivaness diverse Produkte (Deos, Seren, …) ausmachen.
Regionalität
Ein Trend der auch an der Naturkosmetik nicht vorbei geht, ist Regionalität. Einige Hersteller bauen einen Teil der benötigten Pflanzen selber an oder verwenden Inhaltsstoffe aus der Region. Diverse Hersteller besinnen sich auf Gehölze (Kiefern, Zirbeln, …), Pflanzen (Hanf, Lavendel, …) und Gemüse (Karotten, Auberginen, …) aus der heimischen Region und machen diese bspw. durch Fermentierung oder Extraktion in Kosmetik nutzbar.
Darüber hinaus überlegen sich Hersteller aus anderen nachhaltigen Bereichen (bspw. bio-dynamischer Landwirtschaft, Holzwirtschaft), was man bspw. aus den „Abfallprodukten“ oder „Überproduktionen“ an wirkungsvoller Kosmetik herstellen kann. So zum Beispiel aus Trester, Most, Rinden oder ähnlichen Stoffen.
Natürlicher Sonnenschutz
Während natürlicher Sonnenschutz bis vor einiger Zeit noch bedeutete, dass man nach dem Eincremen aussah wie ein Gespenst, hat sich in diesem Bereich wirklich viel getan. Getönte Sonnencremes findet man bei immer mehr Herstellern und es wurde kräftig an den Rezepturen für nicht weißelnde Sonnencremes gearbeitet. Auch Gesichtspflege mit Sonnenschutz ist ein Thema, dass immer mehr auch in der Naturkosmetikbranche aufgegriffen wird.
Seren / Hyaluron
Ich bin bereits seit langer Zeit ein großer Fan von Seren und umso mehr freut es mich, dass immer mehr Hersteller auf diesen Zug aufspringen. Insbesondere Seren mit Hyaluron, das für seine feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften bekannt ist, finden sich immer mehr auf dem Markt. Besonders erfreulich dabei ist, dass immer mehr Hersteller bei den Seren auf Alkohol als Konservierungsmittel verzichten und sie dadurch auch für empfindliche Haut besser verträglich werden.
Auffälligere Farben
Während natürliches Make-up früher oftmals mit schlechter Pigmentierung, mangelhafter Haltbarkeit und nur wenig Farbauswahl daher ging, wird es zunehmend farbenfroher. Lidschatten in allen Farbschattierungen und toller Farbintensität sind längst keine Seltenheit mehr. Auch kräftige Rottöne für die Lippen, die super halten und bevorzugt auch noch vegan sind, findet man mittlerweile einige. Damit muss Naturkosmetik sind auch bei dekorativer Kosmetik nicht mehr hinter den konventionellen verstecken. Das einzige, was bisher nicht möglich ist, ist wasserfeste Mascara. Aber wer weiß, vielleicht findet doch noch jemand ein Rezept dafür. Immerhin gibt es heutzutage schon tolle Naturkosmetik-Mascara, mit der man nicht nach wenigen Stunden wie ein Panda aussieht.
Haarfärbemittel
Auch Haare färben mit natürlichen Mitteln wird in den letzten Jahren immer gefragter. Allzu oft sind die konventionellen Haarfarben bei Öko-Test durchgefallen. Mittlerweile gibt es auch ein wirklich breites Spektrum an Farben und sogar gebrauchsfertigen Haarfärbemischungen finden sich am Markt.
Anti Aging
Natürlich ist auch in der Naturkosmetikbranche das Thema Anti Aging jederzeit präsent. Doch statt Fältchen einfach mit Silikonen zuzuspachteln, setzt man auf Wirkstoffe, die für ihre positive Wirkung auf die Haut bekannt sind, z.B. Arganöl, Parakresse oder Hyaluron.
Packaging
Ein großer in der Naturkosmetik-Branche auszumachender Trend ist darüber hinaus die Verbesserung von Verpackungen und die dadurch verbesserte Usability und Haltbarkeit der Produkte selber. Durch schlaue und durchdachte Verpackungen (Pumpspender bei Körperlotion, Airless-Tiegeln, …) wird die Entnahme bei vielen Produkten vereinfacht und der Eintrag von Schmutz und Keimen reduziert bis unmöglich gemacht. Gerade bei Naturkosmetik-Produkten, die in der Regel mit wenig Konservierungsmitteln auskommen, ein erfreulicher Trend.
Männerkosmetik
Auch Männern ist die Pflege ihrer Haut heute sehr wichtig und viele machen sich ebenfalls Gedanken über Inhaltsstoffe und deren Wirkung auf Mensch und Umwelt. Um so erfreulicher ist es, dass es auch im Naturkosmetikbereich so langsam immer mehr Männerprodukte gibt. Neben den neuen Männerlinien etablierter Naturkosmetikhersteller gibt es auch einige Start-ups, die sich teilweise sogar allein der Männerpflege verschrieben haben. Für die nächsten Monate stehen zudem einige neue Produktlinien etablierter Hersteller in den Startlöchern.
Was können wir in Zukunft erwarten?
Der Markt für Naturkosmetik entwickelt sich positiv und stetig weiter und wir werden sicherlich noch viele tolle neue Produkte in den nächsten Jahren entdecken dürfen. Ich glaube daran, dass der bewusste Konsum und das Hinterfragen von Produkten und Herstellern in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen werden, wovon insbesondere Naturkosmetik nur profitieren kann.
Das Bewusstsein des Konsumenten für Umweltbewusstsein, ökologischer Zusammenhänge und Klimaschutz wächst deutlich. Gerade junge Menschen betrachten ökologische Fragen nicht mehr losgelöst von sozialen und wirtschaftlichen Aspekten und entscheiden sich für einen deutlich nachhaltigeren Lebenswandel. Gerade dieses Nachhaltigkeitsbewusstsein bietet Chancen und die Branche stellt sich immer mehr auch auf diese unterschiedlichen Lebensweisen ein.
Was ich für die Zukunft erwarte, habe ich oben bereits ausführlich verarbeitet. Ich erwarte eine noch deutlich größere Vielfalt an Produkten und freue mich auf noch ganz viele Aha-Momente. Ich glaube zudem daran, dass sich die Produkte noch deutlich weiter entwickeln werden. Die Professionalisierung auch bei den kleineren Herstellern wächst stetig und es werden sicher noch einige hinzu kommen, so dass die eine Halle Naturkosmetik auf der Vivaness in den nächsten Jahren vielleicht zu klein werden dürfte.
Ich glaube zudem daran, dass gute Naturkosmetikprodukte deutlich präsenter im stationären Handel werden und die regionale Verfügbarkeit deutlich besser werden wird, da der Konsument zunehmend auch zu diesen Produkten greift und diese im Markt verlangt. Angebot und Nachfrage bestimmen so auch das Sortiment in den Läden.
Insgesamt sehe ich eine wirklich rosige Zukunft für Naturkosmetik, was mich unglaublich freut. Was denkt ihr? Sagt mir eure Meinung.
Wenn ich mir Produkte nachkaufe, kaufe ich auch nur mehr Naturkosmetik nach, außer bei den Zahnpasten, weil ich da so heikel bin wegen Zahnfleisch, obwohl ich derzeit eine ayurvedische teste, die ganz gut ist.
Auf jeden Fall ein sehr informativer Artikel wie immer :)
LG Babsi
Wenn du Probleme mit dem Zahnfleisch hast, probiere mal von Eco Cosmetics die mit Schwarzkümmel.
LG Michaela
Bei kleinen Stellen im Mund hilft eine Tinktur gut, der Hersteller arbeitet gerade auch an einer Zahnpasta. Bestandteile sind Manuka Honig und Propolis. LG Vivian
Kleiner Nachtrag zu Babsi und zu meinem Kommentar : diese Tinktur heißt „Conaskin“